von Tonja Lea Schreiber
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5. September 2023
Nun, fangen wir mal an mit der Frage, was denn 'teuer' bedeutet. Laut Duden sind Synonyme: 'einen hohen Preis habend', 'viel Geld kostend', 'mit hohen Koste verbunden'. Das ist auch erstmal richtig. Meine Berittpreise sind mit Ausgaben für den/die Pferdebesitzer*in verbunden. Doch das Gegenteil, nämlich 'billig', das heißt von minderwertiger Qualität, soll es ja auch nicht sein. Wer mir sein Pferd für 3 Monate oder länger anvertraut, der möchte ja auch, dass ich Zeit, Qualität und Fachwissen, geschweige denn gute Laune und Spaß an der Sache, in die Arbeit mit eben diesem Pferd hineinstecke. Und da fängt nämlich das nächste Thema an: Im Vorfeld habe ich einiges an Geld in gute Ausbildungen investiert. Damit ich meine Arbeit stressfrei und mit Spaß erledigen kann, brauche ich die finanzielle Sicherheit, dass ich von meinem Job leben kann und am Ende des Monats kein Minus mache, ohne dass ich sieben Tage die Woche 14 Stunden arbeiten muss. Da ich soloselbstständig bin, bin ich für sämtliche Lohnnebenkosten, die normalerweise der Arbeitgeber zahlt, selbst verantwortlich. Das heißt, auch Altersvorsorge, Krankenversicherung, berufsbezogene Versicherungen müssen alle von den Einnahmen gezahlt werden. Und natürlich gehen auch erstmal 19% Umsatzsteuer direkt am Anfang an das Finanzamt, da ich diesen Beruf im Hauptgewerbe ausübe. Kommen wir zum alltäglichen Geschehen im Beritt: Ich bereite das Pferd auf die Arbeit vor, das heißt, ich putze es, gehe in Kontakt mit ihm, statte es mit dem entsprechenden Equipment aus, wärme es auf, und mache eine Bestandsaufnahme. Vielleicht habe ich auch vorher noch z.B. Stangen aufgebaut o.Ä.. Dann kommt eine Arbeitsphase, in der ich dem Pferd Kompetenzen vermittele, den Körper trainiere, der Psyche Herausforderungen und Lösungsansätze anbiete. Eventuell habe ich auf meine Ausbildungen zurückgegriffen und im Training sichtbar werdende Blockaden gelöst, kinesiologische Tapes angelegt oder energetische Körperarbeit in die gemeinsame Arbeitszeit mit einfließen lassen. Nach Abschluss der Arbeits- und Abwärmphase räume ich hinter mir und dem Trainingspferd auf, bringe es zum Stall oder auf die Wiese, räume das Equipment weg etc., bis sich das Ganze mit dem nächsten Pferd wiederholt. Wenn es 'gut' läuft, habe ich für alles vielleicht eine Stunde gebraucht. An manchen Tagen länger, an anderen vielleicht kürzer. Gehen wir im Schnitt mal von einer Stunde aus. Die investiere ich täglich selbst ins Pferd, fünf Tage die Woche, die Arbeit gebe ich nicht ab an andere. Für diese Arbeit nehme ich 550€ (Stand September 2023) im Monat. Ziehen wir davon direkt die 19% Umsatzsteuer ab, sind wir bei 462,18€. Die verteile ich jetzt auf die durchschnittlich 21 Arbeitstage im Monat und lande bei 22€ pro Tag, die der/die Pferdebesitzer*in in die Arbeit in mich mit dem Pferd investiert. Davon habe ich noch keine laufenden Kosten beglichen, noch keine Altersvorsorge und Krankenversicherung gezahlt, noch kein Essen gekauft, Miete gezahlt und auch noch keine Einkommenssteuer gezahlt. Zusätzlich dazu ist der Job des Bereitens ein durchaus nicht ungefährlicher Job. Viele Pferde kommen ja gerade zu mir, weil sie nicht mehr händelbar sind, weil es scheinbar unüberwindbare Traumata gibt, oder weil sie noch nichts gelernt haben. Ich begebe mich theoretisch tagtäglich in Gefahr. Und mache es für das am Ende doch nicht so teure Geld, weil: es ungeheuer viel Spaß macht, helfen zu können, sowohl den Pferden als auch den Menschen. es toll ist, so viel Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, dass man sich für diese lange Zeit um das Pferd kümmern darf. das Strahlen in den Augen der Menschen, die Wissen und Verständnis durch meine Arbeit bekommen und wieder einen Zugang zu ihrem Pferd gefunden haben, so viel wert ist. es so schön ist, das Selbstbewusstsein und die Ruhe und Zufriedenheit eines Pferdes erleben zu dürfen, das durch meine Arbeit wieder mental und physisch in Balance ist.